Städtische Kinderklinik St. Wladimir

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Städtische Kinderklinik St. Wladimir © Aleksandr Pimenov

Das Kinderkrankenhaus des Heiligen Wladimir wurde in den 1870er-Jahren auf Kosten des reichsten Magnaten deutscher Herkunft Pawel Grigorjewitsch von Derwies erbaut. Die russische Adelsfamilie Von-Derwies (im Deutschen: „von der Wiese“) stammt aus Hamburg und ist in Russland seit Peter dem Ersten bekannt. Einer der bekanntesten Vertreter dieser Familie in Europa – Matthäus von Wiese – war Pfarrer in der St. Katharinenkirche in Hamburg. Der Urenkel von Matthäus, Johann Adolf, wurde von Peter III. als Leiter der privaten Kanzlei und des Geheimen Archivs bestellt.

Pawel Grigorjewitsch von Derwies wurde in Lebedjan in der Familie des Steuerinspektors Grigori Iwanowitsch von Derwies geboren. Er schloss das Studium an der Hochschule für Rechtswissenschaften in Sankt Petersburg mit einer Goldmedaille ab, 1857 verließ er den Staatsdienst und zog nach Moskau um. Zusammen mit Ingenieur K. F. von Meck ließ Derwies zuerst die Rjasan-Koslow-Eisenbahn und danach die Kursk-Kiew-Eisenbahn bauen.

Städtische Kinderklinik St. Wladimir © Aleksandr Pimenov

Als er noch in Europa lebte, wandte sich Derwies 1872 postalisch an den Militärgouverneur von Moskau mit der Bitte um Unterstützung für den Bau eines Kinderkrankenhauses zum Andenken an seine in der frühen Kindheit gestorbenen ältesten Söhne Wladimir und Andrej. Dabei stellte Derwies folgende Bedingungen: Die Klinik sollte nach dem Vorbild des von Prinz Peter von Oldenburg in St. Petersburg eröffneten Kinderkrankenhauses errichtet und unterhalten werden, den Namen des Heiligen Wladimir erhalten und immer 100 Betten Waisenkindern und Kindern armer Eltern gratis zur Verfügung stellen. Die Klinik wurde nach dem Entwurf des Moskauer Architekten N. A. Tjutjunow und des Petersburger Architekten deutscher Herkunft R. A. Gödicke errichtet. Am 1. August 1876 wurde das Krankenhaus eröffnet.

Städtische Kinderklinik St. Wladimir: Dreifaltigkeitskirche © Aleksandr Pimenov

Auf Kosten von Derwies wurde neben dem Krankenhaus die Dreifaltigkeitskirche nach dem Entwurf des Architekten A. P. Popow erbaut. Im Keller befand sich die Familiengruft: Dort wurden Pawel Grigorjewitsch, sein Vater, seine Kinder und seine Frau bestattet.

Nach der Revolution wurde das Krankenhaus öffentlich, in den 1920er-Jahren wurde es nach dem Arzt und bolschewistischen Kommissar I. W. Russakow benannt, der bei der Niederschlagung des Kronstädter Aufstandes ums Leben gekommen war. Die Kirche wurde später geschlossen und ihre reiche Innenausstattung ausgeraubt. Anstelle der Kirche wurde ein Wohnheim errichtet und nach einem Brand in den 1960er-Jahren wurde das Gebäude mit einem Heißwasserbereiter bebaut. 1991 bekam das Krankenhaus seinen historischen Namen zurück und die Kirche wurde 1995 neu geweiht.

Standortinformationen

Städtische Kinderklinik St. Wladimir
Moskau, Rubtzowsko-Dwortzowaja-Straße 1/3
 

In Kooperation mit dem AOV „Internationaler Verband der deutschen Kultur“

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