Teigwarenfabrik Verola

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Teigwarenfabrik Verola in Samara © Pawel Kartaschow

An der Kreuzung der Krasnoarmejskaja-Straße und Sadowaja-Straße befindet sich einer der ältesten Betriebe der Stadt – die Teigwarenfabrik Verola. Gegründet wurde sie 1882 von dem Deutschen Oskar Könitzer.

Oskar Könitzer stammte aus Frankfurt. Im Alter von 44 Jahren kam er mit seiner Ehefrau Sophia und den Kindern Roberta-Karla und Erik-Walter aus Deutschland nach Samara. Hier verkaufte er zunächst landwirtschaftliche Maschinen sowie Fachbücher zu Agrar-Themen. Die qualitativ hochwertige und für die damaligen Zeiten modernste Landwirtschaftstechnik war unter anderem bei deutschen Siedlern aus der Umgebung Samaras begehrt.

Teigwarenfabrik Verola in Samara © Pawel Kartaschow

1882 ließ Oskar Könitzer eine Teigwarenfabrik in der Alekseewskaja-Straße (heute Krasnoarmejskaja-Straße) erbauen. In der Stadt war dies die erste Teigwarenfabrik mit modernen Produktionstechnologien für „italienische Makkaroni“ (Spaghetti), Fadennudeln und andere Teigwaren aus der hiesigen Hartweizensorte Beloturka. Schon in den ersten Tagen wurden in der Fabrik bis zu 600 Pud (9.828 Kilo) Teigwaren hergestellt. Anfang des 20. Jahrhunderts waren hier etwa 150 Arbeiter und Arbeiterinnen beschäftigt. Ihre Arbeitsbedingungen waren gut. Der Betrieb wurde mit Dampfmaschinen ausgestattet. Bei der Produktion wurden die strengsten Hygiene- und Sauberkeitsregeln eingehalten. Nach einigen Jahren wurde der Betrieb von Oskar Könitzer als Handelsgesellschaft mit dem Namen „Könitzer & Co.“ geführt, die 1913 zu den größten in Russland zählte.

Teigwarenfabrik Verola in Samara © Pawel Kartaschow

Die Familie von Oskar Könitzer nahm aktiv am Leben der deutschen Gemeinde in Samara teil. Sie gehörte der evangelisch-lutherischen Gemeinde an, und Oskar Könitzer war sogar im Kirchenrat. Der Fabrikant war auch wohltätig aktiv. In der Fabrik wurde ein Speiseraum für 150 Personen eröffnet, in dem 53 russische und deutsche bedürftige Familien mit kostenlosem Mittagessen versorgt wurden.

Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurden Deutsche in Russland politisch und wirtschaftlich unterdrückt. Das Börsenkomitee in Samara schloss die Handelsgesellschaft „Könitzer & Co.“ aus der Börsengesellschaft aus. Oskar Könitzer musste mit seiner Familie Samara verlassen. Für einige Jahre übernahm Konstantin Lehmann, ein Miteigentümer der Fabrik, die Betriebsleitung. Aber auch er wurde 1921 gezwungen, das Land zu verlassen.

In den Jahren der Sowjetunion wurde die Teigwarenfabrik dem Ministerium für Nahrungsmittelindustrie unterordnet. 1992 wurde sie in die GAG Samaraer Teigwarenfabrik „Verola“ umgewandelt. Heute werden in der Fabrik bis zu 50 Sorten Teigwaren und Nudeln aus Hart- und Weichweizen produziert.

Standortinformationen

Teigwarenfabrik Verola
Samara, Sadowaja-Straße 125

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