Wwedenskoje-Friedhof

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Haupteingang zum Wwedenskoje-Friedhof © Batanai Schamu

Der Friedhof befindet sich im Osten Moskaus im Stadtteil Lefortowo – auf den Wwedenski-Bergen, nach denen er benannt ist. Einstmals floss dort zur linken Seite des Hochlandes der Fluss Sinitschka, der jetzt in einem unterirdischen Auffangkanal verläuft. Neben der Schlucht, zwischen der Gospitalni-Wal-Straße und der Nalitschnaja-Straße, wurde im Jahre 1771 ein Friedhof für Andersgläubige geschaffen, der im Volksmund „Deutscher“ genannt wurde. Er entstand zur Zeit der verheerenden Massenerkrankungen an der Pest, als Kaiserin Katharina II. ein Verbot für Begräbnisse innerhalb Moskaus erließ, um die Verbreitung der Seuche aufzuhalten. Seitdem begann man hier Einwanderer aus deutschen Ländern sowie Briten, Engländer, Franzosen, Tschechen und andere Menschen ausländischer Herkunft, aber auch Russen zu begraben. Diese Menschen gehörten verschiedenen christlichen Strömungen an. Es handelte sich um Katholiken, Lutheraner, Protestanten und Orthodoxe.

Auf dem Friedhof ruhen herausragende Persönlichkeiten deutscher Herkunft: Zu ihnen gehören unter anderem Ärzte, Wissenschaftler, Pfarrer, Geschäftsleute, Komponisten und Architekten. Für sie wurden einzigartige Kapellen, Stelen und Statuen errichtet, die oftmals im Heimatland der Verstorbenen hergestellt worden waren. Das Grab von Nikolaj Vetter und seiner Frau Amalia Ginkel – Inhaber der Fabrik und des Markengeschäfts „Kupferner Gewehr- und Papphülsen für Jagd, Revolverpatronen, Ladepfropfen und Bruchteile …“ entstand nach den Plänen des Architekten F. Schechtel. Er baute auch die Kapelle über dem Familiengrab von Anton Erlanger, der als Erster im Jahre 1881 eine große Dampfwalzmaschine gebaut hatte – eine mehrstöckige Konstruktion, die bis zu 40 Tonnen Getreide täglich verarbeitete. Auf der Stele über dem Grab von A. Lipgard, dem Hauptkonstrukteur der Gorkowski-Automobilfabrik in den Jahren 1933 bis 1951, der 1980 starb, ist eine Silhouette des Automobils GAS-M20 mit dem Schriftzug „Sieg“ eingemeißelt. Die Kapelle des Goldgrubenbesitzers Nikolaj Kelch fällt besonders durch ihre Pracht auf. Auf dem Friedhof befindet sich auch eine Kriegsgräberstätte der deutschen Soldaten, die während des Ersten Weltkrieges in russischen Krankenhäusern gestorben sind.

Hier sind außerdem berühmte Russlanddeutsche begraben: der Gründer der berühmten Schokoladenfabrik Theodor Ferdinand von Einem (der aus der deutschen Stadt Bad Belzig kam); der Mitbegründer der katholischen Kirche des Heiligen Ludwigs in Moskau und ihr Kirchenvater Otto Lewentstein; der Doktor der Medizin, Freund von Schiller und Goethe sowie der bedeutendste russische Wissenschaftler Grigorij (Johann Gotthelf) Fischer von Waldheim; der berühmte Arzt Fjodor Haass (Frederik Josef Haass) und Christian Loder, dem die russische Sprache die Herkunft des Wortes „Lodyr“ (übersetzt „Faulenzer“) verdankt; der Gründer des ersten Moskauer Fußballvereins und Hockeyteams Robert Fulda; der Begründer der legendären Apotheke in der Nikolskaja-Straße in Moskau Karl Ferrein; die Pharmazeuten Köllers und Kellers; hervorragende Architekten deutscher Herkunft wie R. Klein, A. Meinhardt, M. Geppener, P. Drittenpreis und A. F. Loleit; der Chef und Hauptingenieur des Moskauer Metrobaus in den Jahren 1931 bis 1938 P. Rotert; der Komponist, Pianist, Pädagoge und Gründer der sowjetischen Orgelschule A. Gödicke; die Militärangehörigen I. Kismer und P. von der Palen; der Gründer der Kommissarischen technischen Berufsschule Christian Meien; die Unternehmer Knopps und Wogaus; der Nachkomme deutscher Barone und Gründer des bedeutendsten Bauunternehmens, das Anfang des 20. Jahrhunderts eine große Reihe von Mietshäusern in Moskau gebaut hat Jacob Rekk; die Priester der Peter-und-Paul-Kirche und der Kirche des Heiligen Michaels – Karl Heinrich Wilhelm und Heinrich Dieckhoffs, Adam Christian Pawel (Paul) Kolreif, August Dittrich, Andrej Fechner und Ludwig Backmann (Bachmann); der Gründer der Moskauer elektrotechnischen Schule Karl Krug und sein Sohn, der angesehene wissenschaftliche Mitarbeiter Hermann Krug sowie Vater und Tochter Peltzer – die Schauspieler Iwan und Tatjana und viele andere bedeutende Persönlichkeiten mit deutschen Wurzeln.

Standortinformationen

Wwedenskoje-Friedhof
Moskau, Nalitschnaja-Straße, Bau 1
 

In Kooperation mit dem AOV „Internationaler Verband der deutschen Kultur“

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