Historische evangelisch-lutherische Kirche

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Die historische evangelisch-lutherische Kirche in Luzk © Goethe-Institut / Viktor Chukhrai

Die historische ukrainische Region Wolhynien mit der Hauptstadt Luzk war noch vor 80 Jahren Heimat für viele Deutsche, deren Vorfahren im 19. Jh. vom russischen Zaren als gute Wirtschaftler in dieses Land eingeladen worden waren. Sie gründeten hier zahlreiche Siedlungen mit eigenen Schulen, Kirchen und Bethäusern.

Die im neugotischen Stil erbaute Kirche in der Stadtpanorama von Luzk © Goethe-Institut / Viktor Chukhrai

1902 unterstützten die städtischen Behörden das Vorhaben der deutschen Kolonisten, für die eigene lutherische Gemeinde von Luzk und Umgebung eine Kirche am Ufer des Flusses Styr zu errichten, wo früher das niedergebrannte Karmeliterkloster gestanden hatte. Für den Bau gab es jedoch eine interessante Bedingung: Die deutschen Ansiedler sollten zuvor auf eigene Kosten die Karmeliterstraße, die zur Baustelle führte, pflastern. Diese Aufgabe erfüllte die engagierte Gemeinde zwar nicht besonders schnell aber dennoch erfolgreich. Als Folge wurde am 24. Juni 1905 feierlich der Grundstein für die künftige Kirche gelegt.

Ein Abendfoto der Kirche © Goethe-Institut / Pavlo Lutsaka

Die Bauarbeiten wurden vom Pastor Waldemar Schlupp geleitet und von den Gemeindemitgliedern finanziert sowie allseitig unterstützt. Die Glocke für den mittleren Turm lieferte man aus der deutschen Stadt Bochum, die Orgel wurde in der Orgelfabrik Gebrüder Rieger in Jägerdorf (Mährisch-Schlesien) hergestellt. So konnte bereits am 19. September 1907 eine der Hauptkirchen der Wolhyniendeutschen ihre Einweihung feiern.

Die von den deutschen Ansiedlern gepflasterte Straße und Kirche 1914-1918 © Österreichische Nationalbibliothek

Die evangelisch-lutherische Kirche in Luzk hat eine dramatische Geschichte. Im Ersten Weltkrieg wurde sie beschädigt, und die deutschen Kolonisten waren gezwungen, für einige Jahre die Region zu verlassen. Auch im Zweiten Weltkrieg erlitt die Kirche erhebliche Zerstörungen und ihre Besitzer wurden dieses Mal endgültig aus dem Land ausgesiedelt.

Die evangelisch-lutherische Kirche in Luzk auf einer Postkarte aus der Zwischenkriegszeit © Biblioteka Narodowa i Naukowa i Akademicka Sieć Komputerowa

1951 stellte die sowjetische Regierung dem wolhynischen staatlichen Gebietsarchiv das Kirchengebäude zur Nutzung zur Verfügung. Im Laufe der nächsten Jahrzehnte wurde es abermals, zuerst durch einen Sturm, danach durch einen Brand beschädigt und in der Folge rekonstruiert.

Gedenktafel am Kirchengebäude © Goethe-Institut / Viktor Chukhrai

Erst nach dem Untergang der Sowjetunion erlebte die Kirche ihre Wiedergeburt. Die Gemeinde der evangelischen Christen-Baptisten restaurierte dieses Architekturdenkmal, das ihr von der Stadt übergeben worden war, in seiner vollen Schönheit, weihte es am 12. Juni 1994 als „Haus des Evangeliums“ ein und feiert hier seitdem eigene Gottesdienste.

Die innere Ausstattung der Kirche heute © Goethe-Institut / Yurii Fetysov

Standortinformationen

Historische evangelisch-lutherische Kirche
Luzk, wul. Karajimska 16