Das Bock‘sche Mietshaus

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Das Bock‘sche Mietshaus © Goethe-Institut / Dmytro Kostjak

Die moderne Stadt Dnipro verdankt ihr Aussehen den vielen architektonischen Lösungen deutscher Künstler, die vor allem im 19. und frühen 20. Jh. im damals so bezeichneten Katerynoslaw ihre authentischen Ideen verwirklichten. Einer dieser Architekten war ein Nachkomme deutscher Kolonisten: Dietrich Kornelius Thiessen (1870-1937). Bis heute sind viele seiner Gebäude in der ganzen Stadt erhalten geblieben. Darunter sticht im Vergleich zu den anderen besonders ein Haus mit seinem innovativen Erscheinungsbild hervor: Das Bock‘sche Mietshaus.

In den Jahren 1910-1913 wurde das Gebäude in der Poliowastraße (Prospekt Oleksandra Polia) errichtet. Anhand der Projektpläne des Architekten hatte das Mietshaus vier Stockwerke mit einem Sockel. Außer den sieben großen Wohnräumen gab es noch ein Geschäft im Erdgeschoss. Dank dem Eklektizismus (in diesem Fall der Kombination verschiedener Versionen des Jugendstils) gelang es dem Künstler, eine einzigartige Ziegelfassade zu schaffen, die den Neubau deutlich unter den anderen Gebäuden auf der Poliowastraße auszeichnete. Die Verwendung des „Backstein-Stils“ ermöglichte dem Architekten nicht nur die Realisierung komplexer Dekorationsformen, sondern auch bestimmte weitere Tendenz der Gestaltung des zukünftigen Prospekts. Das Haus galt damals als eines der schönsten in der Stadt. Außerdem baute Thiessen das größte Mietshaus der Poliowastraße. Danach entstanden immer mehr Bauprojekte im Stil von Dietrich Thiessen. Es half auch, das Landschaftsgleichgewicht der Stadt zu erhalten. Für diese Region spielte die Wahl des Stils eine äußerst wichtige Rolle, denn davon hing es ab, wie lange die Farbe an den Fassaden dienen konnte.

Das Bock‘sche Mietshaus: ein anderer Blickwinkel © Goethe-Institut / Dmytro Kostjak

Auch die Gebäudeplanung war spektakulär, in erster Linie aufgrund des u-förmigen „Petersburger Schemas“, das selten in damaligem Katerynoslaw benutzt wurde, weil es ziemlich schwer umzusetzen war. Die Innenfassaden des Gebäudes wurden von dem Architekten mit unterschiedlichen Zeichnungen bearbeitet und das Dach wurde mit roten Ziegeln verziert.

Das architektonische Kunstwerk wurde zu Sowjetzeiten in ein gewöhnliches Mehrfamilienhaus umgewandelt. In den 1970er Jahren begann der Wiederaufbau von Gebäuden in der Poliowastraße. Leider galt das nicht für das Mietshaus, weil es bewohnt war und die Behörden keine Möglichkeit hatten, seine Bewohner umzusiedeln. Im Laufe der Jahre hat sich die Situation weiter verschlechtert. Das führte dazu, dass in den 1990er Jahren das Haus das älteste auf dem Prospekt und baufällig war. Einige Jahre später begann man mit der Rekonstruktion, doch dieser Prozess verzögerte sich um mehr als zehn Jahre.

Das Gebäude ist bis heute nur teilweise erhalten geblieben. Im Herbst 2008 wurde jedoch ein neues Einkaufszentrum "Miriada" eröffnet, bei dem die Fassadenwand des Bock‘schen Mietshauses als Grundlage diente. Wir können davon ausgehen, dass das Werk von Thiessen auf diese Art erneut Wertschätzung erhält. Heute hat deswegen jeder die Möglichkeit, das wichtigste Werk des Künstlers kennenzulernen und eine moderne Version des Mietshauses zu besuchen.

Standortinformationen

Das Bock‘sche Mietshaus
Dnipro, Prospekt Oleksandra Polia 11B