Grabmal Julia von Nordenflycht

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Grabmal Julia von Nordenflycht. Photo: Leonidas Kallivretakis © Nationales Hellenisches Forschungszentrum

Grabmal Julia von Nordenflycht (3:56)

Grabmal Julia von Nordenflycht (3:56)


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Baronin Julia von Nordenflycht war die Erzieherin und Hofdame von Königin Amalia und mit dieser unzertrennlich verbunden. Ihr Grabmal trägt die Handschrift von Christian Hansen, des Architekten, der die Universität von Athen entworfen hat.

Das Marmorgrabmal der Baronin Julia von Nordenflycht besteht aus einem schlichten, dreiarmigen heraldischen Grabkreuz in gotischem Stil, auf dessen einer Seite ihr Name eingraviert ist und auf der anderen das Zitat aus der Johannesoffenbarung: „Selig sind die Todthen, die in dem Herrn Sterben“.

Die deutsche Ehrendame von Königin Amalia wurde 1787 im preußischen Minden in eine Beamtenfamilie geboren. Sie war eine entfernte Nichte der berühmten Dichterin und frühen „Feministin“ Charlotte von Nordenflycht. Auch sie selbst schrieb Gedichte, die der Literaturmäzen von Schindel 1825 mit einer ganzen Seite in sein dreibändiges „Lexikon der deutschen Schriftstellerinnen des 19. Jahrhunderts“ aufnahm. Julia von Nordenflycht arbeitete außerdem in der Gruppe mit, die die Gesamtausgabe der Werke des Philhellenen Lord Byron 1828 ins Deutsche übersetzte.

Sie übernahm die Erziehung Amalias, als deren Mutter in sehr jungen Jahren verstarb. 22 Jahre lebte sie an der Seite Amalias und folgte ihr nach deren Heirat mit König Otto im Februar 1837 nach Athen, wo sie bis zu ihrem Lebensende blieb. Vom ersten Moment an versuchte sie Griechisch zu lernen und laut Amalia tat sie das ohne zu zögern und redete einfach drauf los. Die Dänin Christiane Lüth, Gemahlin des protestantischen Priesters von Amalia, erinnerte sich an Julia von Norderflycht als an eine ältere Dame, die die Griechen „Dada der Königin“ nannten – zu Deutsch „Kindermädchen“ – , die unermüdlich um Wohltätigkeit bemüht gewesen sei.

Grabmal Julia von Nordenflycht. Photo: Leonidas Kallivretakis © Nationales Hellenisches Forschungszentrum

Besonders beliebt war sie, weil sie sich nie in die Intrigen bei Hofe einmischte. Der Tod der Baronin im für damalige Zeiten recht fortgeschrittenen Alter von 55 Jahren rief große Anteilnahme in der griechischen Gesellschaft hervor. Amalia selbst verfiel in tiefe Trauer und beschrieb „schweren Herzens und in Schmerz erstickend“ ihrem Vater, dem Großherzog Paul Friedrich August von Oldenburg die Leere, „die nichts zu füllen wisse“. Sie fühle sich zum zweiten Male verwaist, da Nordenflycht sie so geliebt habe, „wie eine Mutter ihr Kind nur lieben könne“. Amalia gab bei dem deutschen Bildhauer Christian Spiegel, einem der ersten Professoren an der Kunstakademie, die damals in Athen lebten, eine Büste von Julia von Nordenflycht für ihr Boudoir in Auftrag.

Die Athener Presse hob anlässlich ihre Todes am 10. Juli 1842 ihre Vorzüge hervor, unter anderen ihren „Anstand und ihr herzensgutes Betragen, ihre Güte und ihre Wohltätigkeit“. Betont wurde, dass „sie die Griechen nicht mit Worten, sondern mit dem Herzen“ geliebt habe und eine „Vorkämpferin für die Griechinnen“ gewesen sei, indem sie versucht habe, die Damen über Wohltätigkeitsgesellschaften organisiert am öffentlichen Leben teilnehmen zu lassen, eine für die damaligen Landessitten bahnbrechende und gewagte Initiative.

Höflinge, Mitglieder der Regierung und des Staatsrates sowie viele einfache Bürger gaben ihr das letzte Geleit und der Priester von Königin Amalia, Asmus Heinrich Friedrich Lüth, sowie der dänische Pastor Christen Madsen Oersted hielten ihr Grabreden.

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Hans Christian Hansen 1803-1883

Hans Christian Hansen wurde 1803 in Kopenhagen geboren und studierte an der Königlichen Dänischen Kunstakademie, bevor er 1833 nach Griechenland kam, wohin ihm später auch sein jüngerer Bruder, Theophil Hansen folgte, der ebenfalls Architekt war. Von den Werken Hans Christian Hansens ist vor allem die Universität von Athen von Bedeutung, die zusammen mit der Athener Akademie und der Nationalbibliothek, die sein Bruder entworfen hat, die international bekannte „Athener Trilogie“ auf der Panepistimiou Straße bilden, eine für den Neoklassizismus sinnbildliche Einheit. Um den Beitrag der Brüder Hansen zur architektonischen Entwicklung Athens zu würdigen, wurde eine Seitenstraße der Patision Straße nach ihnen benannt.

Bibliographie

C. W. O. von Schindel, Die deutschen Schriftstellerinnen des neunzehnten Jahrhunderts, τ. 2ος, Λειψία 1825.

Νεκρολογίες για την Julia von Nordenflycht, δημοσιευμένες στις αθηναϊκές εφημερίδες Αιών, 1 Ιουλίου 1842, Ανεξάρτητος, 5 Ιουλίου 1842 και Ελληνικός Παρατηρητής-L’ Observateur Grec, 7/19 Ιουλίου 1842.

J. C. Hinrich, Briefe einer Hofdame in Athen an eine Freundin in Deutschland 1837-1842, Λειψία, 1845.

Κ. Τσαουσόπουλος (μτφρ.), «Επιστολαί κυρίας της τιμής εν Αθήναις προς φίλην της εν Γερμανία (1837-1842), Δελτίον της Ιστορικής και Εθνολογικής Εταιρείας της Ελλάδος 8 (1922).

Σωτηρία Αλιμπέρτη, Αμαλία η βασίλισσα της Ελλάδος, Αθήνα 1896.

W. Ochsenbein, Die Aufnahme Lord Byrons in Deutschland und sein Einfluß auf den jungen Heine, Bern 1905.

Χριστιάνα Λυτ, Μια Δανέζα στην Αυλή του Όθωνα, Αθήνα 2η έκδ. 1988.

Βάνα Μπούσε, Μίχαελ Μπούσε (μετάφρ., επιμ.), Ανέκδοτες επιστολές της βασίλισσας Αμαλίας στον πατέρα της, 1836-1853, 2 τόμοι, Αθήνα 2011.

Standort

Grabmal Julia von Nordenflycht
Erster Friedhof von Athen, Protestantischer Teil, Reihe E
Trivonianou 29 & Anapavseos
Athen