Königin Amalia hegte die Hoffnung, dass ihr die Geschichte den Titel der „Königin der Palmen“ verleihen würde. Noch bevor der Bau des Königspalastes abgeschlossen war, hatte sie schon 1839 damit begonnen, sich mit der Gestaltung eines Gartens auf der Südseite zu beschäftigen.
Ursprünglich sollte der Königliche Garten 3 Hektar groß sein, er wurde dann aber südlich und östlich des Palastes vergrößert und erstreckte sich schließlich auf über 15 Hektar. Damals befand sich der Eingang am nördlichen Ende des Gartens und erlaubte den Zutritt vom Palast aus. Dieser Zugang ist inzwischen geschlossen und der heutige Haupteingang für die Öffentlichkeit liegt auf der Westseite auf dem Vasilissis Amalias Boulevard.
Ein geschätzter Mitarbeiter von Königin Amalia war unter anderen der französische Gartenarchitekt Francois Louis Bareaud, der das Netz der Gartenwege konzipiert sowie Gestalt und Positionierung der Dekorationselemente, der Gebäude, der Wasserflächen und der Umzäunungen bestimmt hat. Auch der deutsche Fachmann Friedrich Schmidt hat den Garten um Bäume und Zierpflanzen aus ganz Griechenland und aus dem Ausland bereichert.
Die „Washington-Palmen“, washingtonia filera, die sich noch immer gegenüber des heutigen Haupteingangs des Gartens erheben, waren der ganz besondere Stolz Amalias. „Seit gestern pflanze ich Palmen“, schrieb sie voll Freude, aber müde ihrem Vater im März 1846. „Heute haben wir einen Giganten gepflanzt, der zusammen mit seinen Wedeln auf eine Höhe von 65 Fuß kommt, vielleicht auch mehr. Er ist großartig. Wenn man aufrecht in der Mitte des Thronsaales steht, kann man ihn sehen. Wie viel Arbeit aber und wie viel Mühe waren nötig, um ihn zu pflanzen. Zu diesem Zweck wird eine Art Dreifuß hergestellt und dann ziehen ihn vierzig Männer mit vielen Seilen und Winden und stellen ihn aufrecht, während er wankt und zittert“. Und in einem weiteren Brief fügte sie hinzu: „Ich hoffe, dass mir die Geschichte einmal den Titel der Königin der Palmen verleiht“.
Der dichte und vielfältige Pflanzenwuchs, die geschwungenen schattigen Wege, die zu geschützten „privaten“ Ecken und unerwarteten Kleinlandschaften führen sowie die verstreuten Spuren der Antike in Kombination mit kleinen neoklassizistischen Gebäuden und malerischen offenen Kiosken und Pergolen machen den seit 1928 so genannten Nationalgarten zu einer romantischen Idylle, die seine Besucher noch heute beeindruckt. Außerdem ist der Garten eine der wichtigsten Grünflächen der inzwischen dicht bebauten griechischen Hauptstadt.
"Die Blätterkrone der Stadt“ nannte der amerikanische Diplomat Charles Tuckerman „diese Gegend reich an Bäumen, mit ihren Beeten, Springbrunnen und Mäandern.“ Siebzig Jahre später schrieb der amerikanische Schriftsteller Henry Miller: „Er bleibt mir im Gedächtnis wie kein anderer Park, den ich kennen gelernt habe. Es ist die Quintessenz eines Parks und löst das aus, was man manchmal empfindet, wenn man ein Bild betrachtet oder wenn man von einem Ort träumt, an dem man sein wollte und den man nie findet."