Der Verleger und Aufklärer Johann Friedrich Hartknoch

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Portrait von Johann Friedrich Hartknoch von unbekannter Hand. Abgebildet in: Claudia Taszus, Die Fürstlich privilegierte Hofbuchdruckerei Rudolstadt (1772-1824): ihre Beziehung zum Verlag Johann Friedrich Hartknoch d.J. und ihre Stellung im literarischen Deutschland, Eutin 2011, S. 227.

Er war Förderer, Freund und Verleger von Immanuel Kant und Johann Gottfried Herder. Mit seinem Lebenswerk trug J. F. Hartknoch zur Verbreitung deutscher Literatur und der Aufklärung im Baltikum bei.

Eigentlich wollte er in Königsberg Theologie studieren. Da Johann Friedrich Hartknoch (1740-1789) seinen Lebensunterhalt jedoch selbst bestreiten musste, begann er eine Ausbildung zum Verlagsbuchhändler – im Geschäft Johann Jakob Kanters, in dem die damalige Geisteswelt Königsbergs ein und aus ging. Der fleißige, in Ostpreußen geborene Lehrling verdiente sich schnell das Vertrauen Kanters und übernahm 1762 die Filiale in Mitau (Jelgava). Hartknoch nutze dieses Sprungbrett und eröffnete drei Jahre später sein eigenes Verlagshaus in Riga – und machte es zu einem der angesehensten Verlage der Zeit.

Immanuel Kant, Critik der reinen Vernunft, verlegt bei Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1787. Dieses Hauptwerk Kants wurde erstmals in Riga verlegt.

Aus seiner Königsberger Zeit kannte der tüchtige Geschäftsmann viele prominente Persönlichkeiten der Aufklärungsbewegung, wie den Philosophen Immanuel Kant, dessen Werk er fast ausnahmslos verlegte. Auch Johann Gottfried Herder zählte zu einem seiner engsten Freunde, den er auch finanziell großzügig unterstützte. Hartknoch setzte sich entscheidend für Herders Berufung nach Riga ein und motivierte den aufstrebenden Theologen zum unablässigen Schreiben. Dass die Schriften seines Schützlings und Patenonkels seines Sohnes bald allgemeine Aufmerksamkeit erregten, war auch Hartknochs verlegerischen Geschick zu verdanken.

Neben weiteren bekannten deutschen Autoren wie Arthur Schopenhauer oder Freiherr Adolph Knigge finden sich in Hartknochs Portfolio aber auch deutsche Übersetzungen fremdsprachiger Werke wie Jean-Jacques Rousseaus sowie zahlreiche Musikdrucke der bedeutendsten Komponisten des Baltikums.

Grabmal von Johann Friedrich Hartknoch auf dem Großen Friedhof in Riga. Hartknochs mit vielen Reisen verbundenes Wirken hatte negative Auswirkungen auf seinen Gesundheitszustand und führte zu seinem frühen Tod. Foto: Katrin Wolschke

Mit 48 Jahren starb Hartknoch. Das etablierte väterliche Geschäft übernahm sein gleichnamiger Sohn. Wegen Unstimmigkeiten mit der russischen Regierung siedelte er 1803 nach Leipzig über. Dort existierte der Hartknoch-Verlag noch bis 1879.

Standortinformation

Ehemaliger Verlagssitz
Der Verlag Hartknochs befand sich etwa dort, wo die seit der zweiten Hälfte der 1930er Jahre nicht mehr existierende Mazā Aldaru iela auf die Smilšu iela mündete. Die Mazā Aldaru iela befand sich in südlicher Verlängerung der Aldaru iela. Heute befindet sich dort das Finanzministerium.
Rīga, LV–1050
LETTLAND

Deutsche Spuren in Lettland

Ein Projekt des Goethe-Instituts Lettland.
Autorin: Katrin Wolschke